Bertha Falkenstein geb. Versteeg

Bertha Versteeg wurde am 26. Juni 1888 in Haaksbergen (Niederlande) geboren. Sie wohnte aber später - wie auch ihre Schwester Lena - in Stadtlohn. Bertha war im Haushalt Goldschmidt (Eschstraße 68) tätig, als sie 1921 den Metzger Salomon Falkenstein heiratete und sich zusammen mit ihm zunächst in der Nachbarschaft, und zwar in der Eschstraße 96, niederließ. Nebenan (Eschstraße 96 c) wohnte damals auch Berthas Schwester Lena, die mit Nisen Sturmlaufer verheiratet war. 1925 kauften Falkensteins dann ein eigenes Haus in der Stadtlohner Innenstadt, Hagenstraße 17, und ließen es zu einem Wohn- und Geschäftshaus umbauen.
Bertha brachte zwischen 1922 und 1930 drei Kinder auf die Welt: Julia, Hedwig und Kurt. Die Sorge um ihre Kinder bewog Bertha und Salomon, sie nach den traumatischen Erfahrungen in der Pogromnacht des Novembers 1938 alle drei zu Beginn des Jahres 1939 in die Niederlande zu schicken, wo verschiedene Verwandte von Bertha lebten. Es wurde ein Abschied für immer.
Bertha, die nach der Erinnerung ihres Sohnes schon ab 1936 ihren Mann vergeblich zur Emigration gedrängt hatte, blieb mit Salomon in Stadtlohn zurück. Sie war 53 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Mann und acht weiteren jüdischen Stadtlohnern ihre Deportation nach Riga antreten musste. Am 10. Dezember 1941 bestiegen Bertha und Salomon und die acht anderen jüdischen Stadtlohner mit vorgeschriebenem Gepäck in der Stadtlohner Poststraße einen LKW nach Münster; am 13. Dezember - es war genau ihr 20. Hochzeitstag - fuhren Falkensteins vom dortigen Güterbahnhof dann in der Gruppe der 390 Juden aus dem Münsterland mit dem Deportationszug nach Riga in Lettland ab. Die Ankunft im Ghetto Riga fiel in den bitterkalten Winter. Die wenigen Überlebenden des Ghettos berichteten nach ihrer Befreiung von den grausamen Lebensumständen dort und den vernichtenden Arbeitsbedingungen. Während ihr Mann Salomon auf unbekannte Art schon in Riga zu Tode kam, erlebte Bertha noch ihre Verlegung erst ins Ghetto Kowno (Kauen in Litauen) und am 19. Juli 1944 dann ins Konzentrationslager Stutthof bei Danzig, wo sie am 30. Oktober 1944 um ihr Leben gebracht wurde.