Julia Falkenstein

Julia Falkenstein war die älteste Tochter von Bertha und Salomon Falkenstein. Sie wurde fast ein Jahr nach der Hochzeit ihrer Eltern am 14. Oktober 1922 in Stadtlohn geboren, als ihre Eltern noch in der Eschstraße wohnten.
Später zog die Familie in ein eigenes Haus in der Hagenstraße; in der Nachbarschaft befand sich auch die Synagoge der Stadtlohner jüdischen Gemeinde. Julias Jugend wurde vom aufkommenden Nationalsozialismus überschattet, der auch in Stadtlohn seine Gefolgsleute fand. Nach ihrer Schulzeit verzog sie im Sommer 1938 nach Borken: Seit dem 18. Juni 1938 war sie nämlich als Hausgehilfin in der Villa des Fabrikanten und Holz- und Furnierhändlers Haas (Bahnhofstraße 9) tätig. Dort erlebte sie auch die Pogromnacht des 9. Novembers 1938 und anschließend ihre Inhaftierung im Borkener Gefängnis. Im Gefangenenbuch erscheint Julias Name genauso wie der einer anderen Stadtlohnerin, der etwas älteren Erika Lebenstein (die in der benachbarten Villa Haas, Bahnhofstraße 11 gemeldet war). Beide jungen Mädchen kehrten nach diesen dramatischen Erlebnissen am 24. November 1938 nach Stadtlohn zurück.
Rund ein Vierteljahr später wurde Julia mit ihren jüngeren Geschwistern Hedwig und Kurt von ihren Eltern am 16. Februar 1939 in Bentheim in den Zug nach Holland gesetzt, um sie vor weiteren antisemitischen Übergriffen zu bewahren. Die drei Kinder kamen zunächst in ein Kinderheim in Rotterdam, das jedoch im Dezember 1939 aufgelöst wurde.
Julia und später auch ihre Schwester Hedwig kamen dann im Haushalt ihres Onkels Eli Nathan Versteeg (einem jüngeren Bruder ihrer Mutter) unter, der mit seiner Familie in Amsterdam, Eerste Boerhaavestraat 11, wohnte. Das Ehepaar Eli Nathan und Keetje Versteeg hatte selbst vier Kinder und nun zusätzlich noch die beiden Nichten unterzubringen und zu versorgen. Alle acht Mitglieder des Haushalts wurden nach Auschwitz deportiert. Kurz vor ihrem 20. Geburtstag wurde Julia am 27. September 1942 in Auschwitz ermordet.