Stadtlohn ist Riga-Komitee beigetreten

Die Erinnerung wach halten

STADTLOHN - Am 10. Dezember 1941 wurden zehn jüdische Stadtlohner im Alter zwischen 13 und 59 Jahren abtransportiert. Über Münster ging es ins lettische Riga. Nur einer, der damals 13-jährige Max Meyers überlebte das Vernichtungslager der Nationalsozialisten.

Im Beisein von Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke ist die Stadt Stadtlohn am Dienstagabend dem Riga-Komitee beigetreten. Das hält die Erinnerung wach an die Frauen, Männer und Kinder, die von den Nationalsozialisten 1941/1942 nach Riga deportiert wurden, wo sie grausam gequält und ermordet wurden. Eine davon war die Stadtlohnerin Herta Lebenstein. Schüler der nach ihr benannten örtlichen Realschule eröffneten die Veranstaltung mit jiddischen Liedern. Die Schüler führten damit in ein Thema ein, das an ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte erinnern sollte.

 

Tod durch Arbeit

Riga, das bedeutete für rund 25 000 Juden Tod durch Hunger oder Tod durch Arbeit. Nur dieses Ziel hatte das Ghetto, beschrieb die Historikerin Ingeborg Höting im Ratssaal, wo sie mit bewegenden Worten den Leidensweg von 1032 Juden aus dem Münsterland schilderte, die nach Riga deportiert wurden.

Nur 102 Deportierte haben überlebt. Einer davon, der Stadtlohner Max Meyers kehrte als 17-Jähriger nach in seine Heimatstadt zurück. "Ich habe nicht überlebt, ich sitze hier nur", sagte er einem Zeitzeugen nach seiner Rückkehr. Im Ratssaal herrschte betroffenes Schweigen, als Höting ihre Ausführungen beendete.

 

Ratsbeschluss

"Wir wollen gemeinsam die Erinnerung an die Verschleppten wach halten", erinnerte Bürgermeister Helmut Könning an die Überlegungen des Stadtrates, als dieser den Beschluss fasste, dem Riga-Komitee beizutreten. Gleichzeitig machte Könning deutlich, dass die Erinnerung an diese Zeit an vielen Stellen in Stadtlohn deutlich wird. Die nach Herta Lebenstein benannte Realschule, die Stolpersteine oder die jährlichen Gedenkfeiern zum Jahrestag der Novemberpogrome nannte Könning als Beispiele.

"Erinnerung ist durchaus etwas Zukunftsgewandtes. Nie darf vergessen werden, was damals geschehen ist", betonte der Regierungspräsident, ehe er zusammen mit dem Bürgermeister die Beitrittsurkunde unterzeichnete. Für den Regierungspräsidenten war es sein erster Besuch in der Töpferstadt.

Mit einem Shalom und dem Aufruf an alle Gäste im Saal, "wachsam zu bleiben und nicht zu schweigen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden", schloss Stadtlohns Bürgermeister eine Feierstunde, die sicher zum Nachdenken anregte.

 

aus der Münsterland Zeitung vom 13. Dezember 2012