Historiker wagen sich ins Netz

AHAUS/STADTLOHN. Klicken und Scrollen statt Blättern. Die meisten Leute suchen längst im Internet nach Informationen und lesen kaum noch dicke Sachbücher oder Flyer. Die beiden Arbeitskreise Ahauser und Stadtlohner Geschichte 1933 bis 1945 haben deswegen jetzt jeweils eine eigene Internetseite erstellt.

 

Bisher haben die Arbeitskreise ihre Ergebnisse in langen Dokumentationen oder Flyern veröffentlicht oder bei Ausstellungen vorgestellt. „Es gibt sehr viel Material. Ich finde, dass es überfällig war, dieses auch im Internet zu präsentieren", sagte VHS-Direktor Nikolaus Schneider gestern bei der Vorstellung der beiden Internetseiten. „Beim Forschen sammeln wir immer sehr viele Informationen. Auf beiden Seiten stellen wir nun das Ganze kompakt und zusammengefasst vor", sagt Ingeborg Höting, Leiterin der beiden Arbeitskreise.

 

 

 

Karte mit Stolpersteinen

 

Beide Seiten bieten Informationen über die in den Städten verlegten Stolpersteine. In Ahaus erinnern 57 Stolpersteine an die jüdischen Familien, die hier einmal gelebt haben. Auf der Homepage gibt es eine Karte der Ahauser Innenstadt, die diese Verlegestellen zeigt. Auch der Jüdische Friedhof, die Synagogengedenktafel und die Gedenkstätte für die Opfer der NS-Zeit sind eingezeichnet. Eine ähnliche Karte findet sich auch auf der Stadtlohner Seite.

 

Außerdem gibt es Informationen über die Familien, an die die Stolpersteine erinnern. „Wir haben teilweise Fotos von Familienmitgliedern bekommen und standen bei den Recherchen in engem Kontakt mit den Familien", sagt Josef Balke, der die Internetseite des Stadtlohner Arbeitskreises erstellt hat. Neben Texten und Fotos finden sich zum Beispiel auch Zeitungsartikel von damals, Dokumente und Zeichnungen.

 

Die Ahauser Seite beinhaltet auch Ausschnitte fiktiver Briefe an die jüdischen Opfer, die Schüler der Anne-Frank-Realschule von 2004 bis 2006 geschrieben haben.

 

 

 

Keine statische Seite

 

„Die Stadtlohner Seite beschränkt sich auf das Thema Stolpersteine. Wir sind viel jünger als der Ahauser Arbeitskreis, den es schon seit zehn Jahren gibt", sagt Balke. Die Internetseite der Ahauser beleuchtet noch zwei weitere Themen: Zwangsarbeit und Vergeltungswaffen. Die Nachforschungen in diesem letzten Themenbereich haben gerade erst begonnen. Deswegen gibt es bislang nur wenige Ergebnisse, die im Internet präsentiert werden können. „Die Seite soll aber ständig aktualisiert werden", sagt Sebastian Harpert, der in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr bei der VHS die Ahauser Seite erstellt hat. Auch Überlegungen für eine Facebook-Seite oder eine App gebe es schon, so Balke.

 

aus der Münsterland Zeitung vom 15. August 2015

 



Zur Seite des Arbeitskreises Ahaus geht es hier