Steine erinnern an sieben Schicksale

STADTLOHN - Sie sollen ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen sein: Die Stolpersteine. Diese erinnern an die jüdischen Mitbürger, die unter der Nazi-Diktatur verfolgt und ermordet wurden. Am Mittwochmorgen verlegte der Künstler Gunter Demnig sieben dieser Gedenksteine in Stadtlohns Innenstadt.

Bürgermeister Helmut Könning richtete seine einleitenden Worte an die Familienangehörigen der Verfolgten, die aus den Niederlanden angereist waren und meinte, dass ihnen der Weg in die Stadt, aus der ihre Verwandten vertrieben worden waren, sicher nicht leicht gefallen sei. Auf den zwei Messingplatten, die in das Straßenpflaster am Markt eingelassen wurden, sind Namen und Daten von Ernst und Walter Lebenstein zu lesen, die dort gewohnt haben.

Zwei Schülerinnen der Herta-Lebenstein-Realschule berichteten über die Biographie dieser beiden jüdischen Mitbürger; und ein Ensemble der Realschule umrahmte die Gedenkfeier musikalisch mit dem israelischen Song „Lo yisa goy“, zu Deutsch: „Man zieht nicht mehr das Schwert Volk wider Volk und übt nicht mehr den Krieg“.

Ingeborg Höting, Leiterin des VHS-Arbeitskreises, der sich seit langem mit dem Schicksal der jüdischen Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus befasst, bewertete die Stolpersteine als „eine soziale Skulptur, die eine untergegangene Gesellschaft vor Augen führt.“ Die fünf Gedenksteine, die der Künstler in der Hagenstraße einließ, erinnern an die Mitglieder der Familie Falkenstein, die dort gelebt haben. Es waren bewegende Momente, als Pfarrer Uwe Weber, Christina Weber, Bürgermeister Könning, Norbert Verwohlt und Ingeborg Höting den anwesenden Stadtlohnern die Lebensgeschichte dieser jüdischen Familie vortrugen, die dem Nazi-Terror zum Opfer fiel.

 

Wie Grabsteine

Der einzige Überlebende der Familie ist Kurt Falkenstein, der dann das Wort ergriff: „Für mich sind diese Steine Grabsteine“ sagte er und sprach gemeinsam mit seinen Angehörigen ein jüdisches Gebet.

Einen würdigen Schluss fand die Gedenkstunde musikalisch durch den Solisten an der Trompete; Winfried James Waschk interpretierte das Thema aus „Schindlers Liste“.

 

aus der Münsterland Zeitung vom 22. September 2011