Emil Goldschmidt

Emil Goldschmidt wurde am 29. März 1887 in Stadtlohn als ältestes Kind seiner Eltern Abraham Goldschmidt (1854-1899) und Bertha Goldschmidt geb. Kleffmann (1856-1937) geboren. Väterlicherseits stammte die Familie ursprünglich aus dem niederländischen Losser; der Metzger Abraham Goldschmidt kam erst im späten 19. Jahrhundert nach Stadtlohn, wo die Familie seiner Frau schon länger ansässig war.

Emil war der Älteste von insgesamt sechs Kindern, die zwischen 1887 und 1898 geboren wurden (darunter zwei Totgeburten). Nächstjünger war die einzige Tochter der Geschwisterrunde, Johanna (1889-1941). Es folgten noch zwei jüngere Brüder: Leopold (1891-1918), der als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel, sowie Gustav (1895-1980), der mit seiner Familie später durch Flucht in die USA der Ermordung durch die Nationalsozialisten entging.

Emil Goldschmidt war erst zwölf Jahre alt, als sein Vater mit nur 45 Jahren starb. Seine Mutter heiratete nicht erneut, sondern zog ihre Kinder alleine groß. Die Familie wohnte an verschiedenen Adressen an der Eschstraße in Stadtlohn (Nr. 119, was nach späterer Zählung Nr. 19 wurde, sowie Nr. 34).

Emil wie auch sein jüngerer Bruder Gustav durchliefen beide eine kaufmännische Ausbildung in der Textilbranche. Emil verselbständigte sich als junger Mann, blieb aber auf derselben Straße wie seine Mutter wohnen: Seine Adresse lautete 1910 Eschstraße 330 und 1921 Eschstraße 52 (wahrscheinlich dasselbe Gebäude). Es handelt sich hier um die ehemalige Villa van Bömmel, die einem Textilfabrikanten gehörte, bei dem Emil Goldschmidt beschäftigt gewesen sein dürfte.

Emil heiratete Hedwig Goldschmidt geb. Levy. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor, Tochter Else und Sohn Richard.

Emil Goldschmidt war wirtschaftlich erfolgreich und seine Familie lebte in recht guten Verhältnissen. Goldschmidts bewohnten ein von ihnen 1923 errichtetes großzügiges Haus, das in veränderter Form noch heute steht.

 

In den frühen 1920er Jahren hatte er gemeinsam mit seinem Bruder Gustav die Firma „Goldschmidt & Co“ gegründet, auf deren Briefkopf außerdem das Kürzel „StaTeGe“ für "Stadtlohner Textil-Gesellschaft" zu lesen ist.Im Zuge der Weltwirtschaftskrise musste jedoch auch die Firma Goldschmidt Rückschläge erleiden. Gustav verzog daraufhin 1930 mit seiner Familie an den Herkunftsort seiner Frau, nach Hofgeismar – ihnen gelang später auch die rettende Emigration in die USA. 

Emil Goldschmidt aber blieb mit seiner Frau und den beiden Kindern zunächst noch in Stadtlohn, hier erlebten sie auch die Ausschreitungen der Pogromnacht 1938 und wohl  außerdem die vorübergehende Arrestierung.

Im April 1940 verließen Goldschmidts Stadtlohn unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung, die erst auf die wirtschaftliche Vernichtung zielte und zuletzt den jüdischen Betroffenen sogar noch das Lebensrecht absprach. Goldschmidts kamen am 17. April 1940 nach Rheydt (heute Mönchengladbach-Rheydt) in der Nähe von Erkelenz, wo Hedwig Goldschmidt geboren worden war. Vielleicht waren verwandtschaftliche Gründe maßgeblich für diesen Zufluchtsort. Ihre dortige Adresse lautete Lehwaldstraße 20. Emils Beruf wird hier als „Arbeiter“ und an anderer Stelle als „Lumpensortierer“ bezeichnet, Hedwig als „Hausfrau“.

 

Den antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen entkamen Goldschmidts jedoch nicht: Die Familie wurde von Rheydt aus über Düsseldorf am 11. Dezember 1941 nach Riga in Lettland deportiert, wo alle vier zu Tode kamen. Emil Goldschmidt wurde im Juli 1944 im KZ Kaiserwald im Rahmen einer „Aktion“ des SS-Arztes Dr. Eduard Krebsbach ums Leben gebracht. Er wurde 57 Jahre alt.