Erinnern an verfolgte Familie

Sieben „Stolpersteine" erinnern seit Montag in Stadtlohn an Mitglieder der jüdischen Familie Meyers: In feierlichem Rahmen erfolgte die Verlegung durch den Künstler Gunter Demnig vor den ehemaligen Wohnstätten der Familie in der Vredener Straße und in der Dufkampstraße.Nasskalt ist es an diesem grauen Nachmittag. Nicht anders war das Wetter vor 71 Jahren, als ebenfalls am 10. Dezember die letzten zehn jüdischen Stadtlohner ins Ghetto Riga transportiert wurden. Mit dabei: Hans-Werner und Max Meyers mit ihren Eltern Bertha und Leopold. Sie hatten an der Dufkampstraße 33 gewohnt.

Tochter Edith war es gelungen, sich zuvor nach Australien zu retten. Die Großeltern Meijer und Schorsina Meijers waren an der Vredener Straße 13 zuhause. Sie flohen bereits 1939 nach Holland und wurden nach der deutschen Besetzung interniert. Schorsina Meijers starb an den Folgen im April 1943, Meijer Meijers wurde in Sobibor ermordet.

 

Durch Arbeitskreis vorbereitet

Die Erinnerung an die Verfolgung wachzuhalten: Diesem Ziel gilt die Verlegung der Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig. Der Stadtlohner VHS-Arbeitskreis unter Leitung von Ingeborg Höting hatte die Aktion vorbereitet. Schüler der Herta-Lebenstein-Realschule und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sowie Firmlinge zeigten durch Beiträge die Schicksale auf und sorgten für den musikalischen Rahmen.

Zum Auftakt hatten sich viele Teilnehmer an der Vredener Straße eingefunden. „Namen stehen für das Leben, für Biografien", hob Pfarrer Stefan Jürgens die Bedeutung der Stolpersteine für das Erinnern an das Leid hervor, das die jüdischen Mitbürger in der nationalsozialistischen Diktatur erfuhren.

 

Psalm vorgetragen

Gemeinsam gingen die Teilnehmer weiter zur Dufkampstraße. In der Hagenstraße hielten sie an der Stelle der ehemaligen Synagoge an, wo ein Psalm vorgetragen wurde. Demning verlegte schließlich die fünf weiteren Stolpersteine an der Dufkampstraße 33.

Dort verlas Ingeborg Höting das bewegende Statement von Ted van den Driesschen, dem Mann der verstorbenen Edith Meyers: Unter anderem dankte er darin für das Engagement, das sich in der Verlegung der Stolpersteine zeige.

Die jetzt verlegten Stolpersteine erinnern an Meijer Meijers (1866 bis 1943), seine Frau Schorsina (1854 bis 1943), ihren Sohne Leopold Meyers (1889 bis 1943), sein Frau Bertha (1894 bis 1943) sowie ihre Kinder Edith (1921 bis 2007), Hans Werner (1924 bis 1941) und Max Heinz (geboren 1928, lebt heute in Australien).

Die Patenschaften für die Verlegung der Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Meyers übernahmen das Geschwister-Scholl-Gymnasium, der Lionsclub und die Kirchengemeinde St. Otger, insbesondere die Firmlinge und die KFD.

 

aus der Münsterland Zeitung vom 11. Dezember 2012